Vortrag im Rahmen des 1. Deutsch-Türkischen Wirtschaftstages in der Europäischen Metropolregion Nürnberg

Deutsch-Türkische Kooperation der Wirtschaftsförderer in der Europäischen Metropolregion Nürnberg  -

Deutsch-Türkischer Wirtschaftstag in der Europäischen Metropolregion Nürnberg -

Initiativen des Rechtsanwalts Emre Hizli

 

Emre Hizli hat in seiner Funktion als Rechtsanwalt und ehemaliger Vorsitzender des Deutsch-Türkischen Unternehmerverbandes in der Europäischen Metropolregion Nürnberg, kurz TIAD (Informationen zu dem Verband unter www.tiad.de / Vorsitzendentätigkeit von Januar 2010 bis Mai 2015), zahlreiche Impulse zur Förderung gerade der deutsch-türkischen Beziehungen und Wirtschaft gesetzt. Die Impulse betreffen zum einen die regionale Wirtschaft vornehmlich in der Europäischen Metropolregion Nürnberg, zum anderen den bilateralen Bereich zwischen Deutschland und der Türkei. So hat er die sog. Deutsch-Türkische Kooperation der Wirtschaftsförderer in der Europäischen Metropolregion Nürnberg und den sog. Deutsch-Türkischen Wirtschaftstag in der Europäischen Metropolregion Nürnberg initiiert, vernetzt, den Initiativen eine gemeinsame Zielvereinbarung der Partner zugrunde gelegt und diesbezügliche Veranstaltungen mehrfach mitorganisiert und geleitet. Im Rahmen des Wirtschaftstages wurden überwiegend Themen der Bildung und Wirtschaft mit Bezügen zum Recht angesprochen. 

Hier ein Auszug aus seiner Rede beim 1. Deutsch-Türkischen Wirtschaftstag der Europäischen Metropolregion Nürnberg vom 10.11.2011 in seiner damaligen Funktion als Vorsitzender des TIAD: 

"...Wir würdigen heute das 50-jährige Bestehen des Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und der Türkei. Als Vertreter der 2. Generation möchte ich hierzu stellvertretend für alle Nachfolgegenerationen gegenüber den Vätern und Müttern der 1. Generation meinen herzlichsten Dank und die größte Anerkennung aussprechen. Der 1. Generation haben wir zu verdanken, dass wir den Anwerbeprozess als wirtschaftlichen Erfolg sehen dürfen. Der 1. Generation haben wir zu verdanken, dass wir heute im Jahr 2011 auch sehr viele Erfolgsbeispiele gelungener Integration, etwa erfolgreiche Unternehmer, Freiberufler, Akademiker und Handwerker, allesamt türkischer Herkunft in Deutschland haben. Unser Verein ist in diesem Sinne ein wunderbares Beispiel, weil dort vor allem Unternehmer und Akademiker der 1. und 2. Generation vertreten sind, die Ihnen allesamt eine Erfolgsgeschichte erzählen können.

Im Übrigen möchte ich mich auf die Ausführungen meiner Vorredner beziehen, die die Kernpunkte des Anwerbeabkommens angesprochen haben.

Den Schwerpunkt meiner Rede setze ich auf die besagte Kooperationsvereinbarung, die heute ja unterzeichnet wird. Inhaltlich geht es dabei um eine Zielvereinbarung, die folgenden Wortlaut hat:

Mit Blick auf die Zukunft der deutsch-türkischen Wirtschaftsbeziehungen in der Metropolregion Nürnberg vereinbaren die Kooperationspartner, sich für die folgenden Ziele durch gemeinsame Projekte einzusetzen, wobei diese Vereinbarung für weitere Kooperationspartner offen ist :


1. Erhöhung der jeweiligen Direktinvestitionen in den beiden Partnerländern durch gezielte Akquisition sowie Kommunikation von Rahmenbedingungenund Anlaufstellen für ausländische Investoren

2. Kommunikation von Notwendigkeit und Vorteilhaftigkeit der Arbeitsmigration sowie von Rahmenbedingungen und Anlaufstellen für Migranten

3. Kommunikation der Bedeutung von Bildung für Migranten

4. Etablierung eines regelmäßigen Deutsch-Türkischen Wirtschaftstages in der Europäischen Metropolregion Nürnberg

5. Etablierung eines freundschaftlich gelebten Miteinanders von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in der Europäischen Metropolregion Nürnberg.

 

Die Kooperationsvereinbarung ist das Produkt einer schon bestehenden, fundierten Zusammenarbeit des TIAD mit den Hauptakteuren der deutschen Wirtschaft in der Metropolregion Nürnberg. Für mich persönlich ist entscheidend, dass die Vereinbarung nicht nur Institutionen zusammenbringt, sondern Menschen, die sich schätzen und wirklich auch sehr gern haben, das möchte ich offen gestehen. Die Chemie passt !

Wir haben bereits zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen umgesetzt und sehen uns gemeinsam dazu berufen, unsere wirtschaftliche Zukunft gemeinsam zu gestalten. Dabei begreifen wir das Thema „Deutsch-Türkische Wirtschaft in unserer Region“ als Verpflichtung eines jeden Menschen, sich bestmöglich in diesem Feld aktiv einzubringen, um den hohen Anforderungen der demografischen Entwicklung in Deutschland unter Berücksichtigung der Integrationslage und der Wirkungen der Globalisierung gerecht zu werden. Daher sehen wir in der Vereinbarung eben auch vor, dass die Vereinbarung für weitere Institutionen, Einrichtungen und Verbände bzw. Vereine offen ist. Sie erlauben mir in diesem Zusammenhang einen einladenden Blick an Herrn Dr. Thomas Bauer, Präsident der Regierung von Mittelfranken, an Herrn Dr. Manfred Schmidt, Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Herrn Dr. Andreas Goldberger, Geschäftsführer der Stiftung Zentrum für Türkeistudien aus Essen, und Frau Nalan Öztürk, die heute stellvertretend für die Türkisch-Deutsche Industrie- und Handelskammer aus Köln angereist ist. Ich darf Sie nochmals ganz besonders willkommen heißen.

Wir brauchen in Deutschland immer mehr und dauerhaft qualifizierte Arbeit. Es geht um die Sicherung des Platzes in der Weltwirtschaft und die Sicherung des Wohlstandes. Da ist es unumgänglich, die Qualifikationspotentiale der Menschen in Deutschland, hier in der Metropolregion Nürnberg viel besser zu nutzen als bisher, gerade bei Menschen mit Migrationshintergrund, deren berufliche Fähigkeiten und Kenntnisse, ggf. erweitert und verfeinert durch ergänzende Bildungsmaßnahmen, eine große Chance letztlich für uns alle in Deutschland darstellen.

Hier vor Ort gilt es alle nur denkbaren Kräfte dafür zu mobilisieren, in dem so wichtigen Bereich der Bildung im weitesten Sinne Tatkraft und Umsetzungswillen an den Tag zu legen. Hierfür müssen die Multiplikatoren und Berater gewonnen und an sinnvollen Orten platziert werden. Diese müssen in der Lage sein, die Betroffenen zu erreichen, anzusprechen, diese auf dem Weg der Bildung, Weiterbildung, Nachqualifizierung und der Anerkennung von Bildungsabschlüssen kompetent, individuell und Ziel führend zu beraten.

Wir müssen die Unternehmer bzw. die Betriebe für diese Themen sensibilisieren, in deren eigenem Interesse es sein muss, den eigenen Mitarbeitern den Weg zu mehr Qualifikation aufzuzeigen.

Wir müssen natürlich vor allem die Ungelernten oder vermeintlich Unqualifizierten erreichen und sie in den genannten Bereichen sensibilisieren. Der Mensch soll mit den Qualifikationen anerkannt und respektiert werden, über die er tatsächlich verfügt. Er soll aber auch einsehen, dass seine im Ausland erworbenen Kenntnisse nicht immer dem deutschen bzw. europäischen Standard entsprechen müssen. Hier muss schleunigst die Bereitschaft entstehen, einen Bildungsabschluss nachzuholen bzw. sich nachzuqualifizieren, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Bei den Bildungsabschlüssen im Ausland muss im Übrigen gelten: Anerkennung nicht um jeden Preis ! Hier gilt es natürlich, das in Deutschland vorhandene hohe Bildungsniveau in den jeweiligen Berufsfeldern beizubehalten.

Kurz zu Ziffer 1 der Kooperationsvereinbarung: Wir wollen auch Ansprechpartner sein für Investitionen in unserer Region durch Unternehmer, die aus dem Ausland, vor allem aus der Türkei kommen. Wir wollen weiter Unternehmer begleiten und unterstützen, die die Investitionen in der Türkei tätigen wollen, weshalb wir uns in naher Zukunft gewichtige Kooperationspartner auch aus der Türkei sicher vorstellen können, ich denke da vor allem an die sog. TOBB, der Union der Türkischen Kammern für Handel, Industrie, Seehandel und Warenbörsen, aber auch an das Wirtschaftsministerium der Republik Türkei.

Wir, TIAD, haben Zugang zu zahlreichen Unternehmern in der Metropolregion Nürnberg, diese wiederum zu ihren Mitarbeitern. Ich darf Ihnen aus unseren Reihen vor allem unser Mitglied Murat Sahin, CEO von GRUNDIG, vorstellen, der in Nürnberg verantwortlich ist vor allem für den derzeit bestehenden Erfolgskurs von GRUNDIG und für die Beschäftigung des hauptsächlich aus deutschen Arbeitnehmern bestehenden Personals. Wir haben natürlich viele weitere Unternehmer, eben sehr wichtige Multiplikatoren aus dem Bereich der reglementierten Berufe (etwa Ärzte, Rechtsanwälte, Apotheker, bei denen die Zulassung staatlich geregelt ist), aber auch viele aus dem Bereich der nicht-reglementierten Berufe. Die genannten Multiplikatoren haben oft tagtäglich Zugang zur türkischstämmigen Bevölkerung und können in ihren Betrieben nicht nur ihren Mitarbeitern, sondern auch den Kunden, Patienten und Klienten türkischer Herkunft ggf. berufsbegleitend wichtige Informationen im Bereich der Bildung anbieten, wenn auch passiv etwa durch Auslegen der Informationen im Wartezimmer. Unsere Aufgabe ist es, hier Akzente und Schwerpunkte zu setzen, die Unternehmer für das Thema Bildung nicht nur für ihr Eigeninteresse zu gewinnen und zu entsprechendem Einsatz zu animieren. Uns allen muss die gesamtgesellschaftliche Verantwortung im Bereich der Bildung klar sein ! Es geht uns alle an !

Im Übrigen müssen in den Themenbereichen Synergien genutzt, auf Kooperationen gesetzt, ja tatsächlich zusammengearbeitet werden, völlig unabhängig von den sonstigen Interessenlagen der Partner. Wenn es um die Bildung geht, muss am selben Strang gezogen werden. Hierzu dient die besagte Kooperationsvereinbarung.

Heute, meine sehr geehrten Damen und Herren, geht es in der Sache mehr denn je um die Sicherung des zukünftigen Fachkräftebedarfes. Der rasante Anstieg der Anforderungen an Bildung, an Qualifikation verlangt es aus meiner Sicht, den (vermeintlich) Unqualifizierten tatsächlich an der Hand zu nehmen und auf seinem individuellen Lernweg intensiv zu unterstützen. Wir müssen uns Zeit nehmen für den Menschen und diesen – bei aller gebotenen Eile aufgrund des Fachkräftemangels – behutsam und vernünftig zu sicheren Bildungsabschlüssen bzw. Nachqualifizierungen führen.

Was die Bemühungen im Bereich der Bildung in unserer Region angeht, so denke ich, dass wir da auf einem guten Weg sind. Ein jeder in der Metropolregion Nürnberg sollte erkannt haben, dass Bildung der Weg zum Erfolg ist, nicht nur wirtschaftspolitisch, sondern auch gesellschafts- und integrationspolitisch. Das gibt mir persönlich große Hoffnung für unsere Region.  

Bildung ist der Weg zum Erfolg, der Weg zur gelungenen Integration. ..."

 

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